Über mich
Mein Name ist Silvia Thalhammer
Ich lebe mit meinem Mann Stefan und unseren vielen Tieren
in Überackern im Innviertel (Oberösterreich) auf unserem Hof,
den wir uns extra wegen den Tieren gekauft haben.
Unser Leben dürfen wir mit folgenden Tieren teilen:
Eine Kuh (Rima), zwei Ochsen (Odin, der Sohn von Rima & Mukunda),
zwei Hängebauchschweine (Erika & Gloria),
19 Henderln und ein Hahn,
3 Katzendamen (Roxy, Suri & Joko)
und seit Kurzem auch noch Hündin Kati.
Wenn wir im Sommer auf der Alm sind,
dann kommt der gesamte "Zoo" mit uns mit!
Meine Liebe zu den Tieren wurde mir bereits in die Wiege gelegt.
Mein erster Almsommer 2011
Oft werde ich gefragt, wie kommt man auf die verrückte Idee, auf die Alm zu gehen. Gute Frage, aber doch ganz einfach:
Ich liebe Kühe!
Plötzlich packte mich die Sehnsucht, den Sommer in Abgeschiedenheit ohne Strom, Warmwasser (meine Dusche war der Gartenschlauch oder Gebirgsbach) mit einfachsten Mitteln zu verbringen.
Mein Bewerbungsschreiben sah folgendermaßen aus:
"Keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kühen, Melken, Ausmisten usw.
Hirtegehör nicht vorhanden. Von Landwirtschaft nicht den blassesten Schimmer. Jedoch vorhanden ist der Wille, das alles schnellstens vor Ort zu erlernen."
Und so kam ich zu Hubert und Elisabeth Rohregger nach Brandenberg in Tirol, welche im Tal eine Landwirtschaft betreiben. Sie überließen mir ihre Alm samt Vieh, welche ortstypisch mit Nachtweide betrieben wird. Die Milch wurde täglich vom Bauern geholt.
Das nötigste ins Auto gepackt, auch meine Katzen sollten in den Genuss kommen, richtige Almtiger zu werden. Vor allem die gelben Gummistiefel (meine Alm-High-Heels), die mittlerweile meine absoluten Lieblingsschuhe geworden sind, mussten mit.
Angekommen in Tirol ging es mit meinem Bauern Hubert gleich hinauf zur Alm.
Einen herzlichen Empfang bekam ich von zwei hageren Gestalten, meinen beiden Almnachbarn. Vroni, 80 Jahre auf ihrem (durch drei gebrochene Wirbel) krummen Buckel und Ludei, 83, der sich letzten Sommer einen Beckenbruch zuzog, die schwere Arbeit trotzdem weiter verrichtete und erst 4 Wochen später
schmerzgepeinigt ins Krankenhaus ging.
Erst mal in den Stall schauen!
Ich war begeistert von meinen neuen Kolleginnen.
34 große Augen waren auf mich gerichtet,
die Begeisterung beruhte aber nicht auf Gegenseitigkeit.
Was ich mit den Mädels dann noch alles erleben sollte,
davon hatte ich noch nicht die geringste Ahnung.
Meine Hütte war urig und sehr einfach.
Winziger Schlafplatz neben dem Heuboden und eine kleine Küche mit direkter Tür zum Stall, der zugleich - man glaubt es kaum - meine Toilette war. Musste man die Toilette aufsuchen, war es ratsam, eine Stelle neben einer Kuh zu wählen, die liegt und wiederkäut, sonst hätte man das Pech haben können,
eine "Warmdusche" abzubekommen.
Die ersten Lehrstunden standen an.
Werkzeug und Technik.
Das heißt, die Melkkanne mit Sieb zusammenbauen.
Aggregat anwerfen:
Da ein Hebel dort einen Schalter feste ziehen und die einzige Technik von hier läuft.
Auf gings zu den ersten Melkversuchen.
Ganz schön groß die Viecher und der Stall ziemlich eng.
Euter und Zitzen säuberlich putzen.
Hört sich echt simpel an, aber man braucht nicht zu denken,
dass die Kühe stramm stehen. Links, rechts, vor und zurück.
Hubert zeigte mir strohsparend auszumisten, indem man einfach rechtzeitig eine Schaufel unterhält. Super Idee dachte ich, und gleich abgeschaut. Aber nicht richtig, wie ich nach ersten Eigenversuchen feststellen musste. Die Schaufel proppenvoll... "geh leck, der Dreck wird ganz sche schwa"! Die Schaufel sinkt und sinkt und die Letten spritzt in alle Richtungen. Gesicht wurde nicht verfehlt! Ich steh mit meinen weiten Gummistiefel und kurzer Hose mit dem Rücken zum anderen Vieh.
Scheißt sie mir nicht glatt hinten in den Stiefel rein!
Mein Fazit: Kühe bekommt man nicht stubenrein.
Jeden Tag wird einem aufs Neue allerhand geboten.
Das ist Kino, Theater, Kabarett, alles in einem.
17 Weiberln, eine spinnt immer!
So die Gams - meine älteste Kuh.
Galoppiert in vollem Übermut den nassen Steilhang zur Hütte herunter, ohne Berücksichtigung der Schubkraft ihres Gewichts.
Oooh der Zaun, volle Bremsung, und die Gams springt. Bleibt mit dem Vorderfuß am Pfosten hängen. Mit drehender Magengrube konnte ich nur zusehen ...
Euter ... Kopf ... Euter ... Kopf! Dreifacher Handstand-Überschlag!
Ich rannte los zu meinem Sorgenkind, auf das Schlimmste gefasst!
Dann steht das Rindvieh auf und schüttelt sich benommen.
Glimpflich ausgegangen, nur Schrammen am Knie und Kratzer auf der Nase.
Eine Woche später hatte eines unserer Jungtiere leider nicht so viel Glück.
Die kleine "Wolke" ist 100 m in die Schlucht gestürzt und jetzt im Kuhhimmel.
Wer weiß, vielleicht ist es eh besser dort als in der Salami?!
Zum Abschluss meines ersten Almsommers...
...wie könnte es schöner sein, fand ich die Liebe meines Lebens.
Odin, mein Stier, kam einen Tag vor meiner Abreise zur Welt.
Seine leibliche Mutter kannte er nur kurz von hinten
und hat somit mich als "Ersatz-Mammi" akzeptiert. Ich gab ihm auch die erste und wichtigste Nahrung, die Biestmilch. Natürlich aus der Flasche, versteht sich.
Die Massenzucht - sein Schicksal? Nie und nimmer, der kommt mit mir!
300,- € für ihn, die kann ich mir leisten.
Zum Glück sind ja Gummistiefel meine Favoriten und nicht Manolos.
Odin ist vermutlich der verwöhnteste Stier der Umgebung.
Vielleicht kann man in der Bildzeitung bald lesen:
"Tierquälerei! Stier wurde zu Tode gestreichelt!"
Zusätzlich werde ich ihm von feschen Kuhmädels erzählen, die auf so einen Schönen wie er ist, nur warten. Denn auch für Kühe gibt es auf der Alm koa Sünd,
sondern nur Tiefkühlsperma im Plastikröhrchen.
Am Ende meines Almsommers zum letzten mal die Mädels rausgelassen und Melkkanne und Sieb an den Nagel gehängt. Schweren Herzens die Arbeit abgegeben. Je links und rechts einen Katzentransporter in der Hand, ging ich den Hang hinunter, umgeben von der schönsten Melodie, dem "BIM BAM GLOCKENGELÄUT".
Das Gewicht der Katzen spürte ich nicht, denn mein Herz trug sich wie Blei.
Ich hatte noch nie einen Ort mit solcher Wehmut verlassen wie diesen!
SenSi